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Der
Balkan
Das
ist die Balkanregion und das ist der Gebirgszug, dem sie ihren
Namen verdankt:
Mit
Ausnahme von Albanien und Bulgarien bildeten die Staaten der
Region von 1945 bis 1991 einen Bundesstaat, das ehemalige
Yugoslawien, das Land der Südslawen.
Als
sich Yugoslawien 1991 auflöste, entstanden 5 neue Staaten:
Slowenien, Kroatien, Bosnien Herzegowina, Mazedonien und der
Rest Yugoslawiens, nämlich Serbien und Montenegro.
Wie
geht es diesen Staaten heute? Bosnien Herzegowina liegt im
Herzen des Balkans und ist fast ein Binnenstaat. Es hat nur
über die Hafenstadt Neum Zugang zur Adria, das Land ist
50.000 Quadratkilometer gross und hat 4 Millionen Einwohner.
Seit
dem Dayton Abkommen von 1995 ist es eine Konföderation
aus zwei Gebietseinheiten: Der Bosniakisch-Kroatischen Föderation,
die 51 % des Staatsgebiets einnimmt, und der serbischen Republik,
die die restlichen 49 % einnimmt.
Die
Aussenpolitik und der Aussenhandel unterliegen der Zentralregierung,
aber jede Gebietseinheit hat eine eigene Verfassung, eine
eigene Armee, eine eigene Polizei und bestimmt seine Beziehungen
zu seinen unmittelbaren Nachbarn. Deshalb unterhält die
bosniakisch-kroatische Föderation natürlich besondere
Beziehungen zu Kroatien. Und die serbische Republik zu Serbien
und Montenegro.
Ausserdem
tendieren beide Gebietseinheiten dahin, sich gegenseitig zu
neutralisieren, indem sie Beschlüsse verhindern, denen
beide zustimmen müssten. Und die drei Volksgruppen des
Landes kehren sich den Rücken zu.
In
Bosnien leben 43 % Bosniaken, 31 % Serben und 17 % Kroaten.
Die drei Volksgruppen gehen inzwischen in gesellschaftlicher,
wirtschaftlicher und politischer Hinsicht getrennte Wege.
Das geht soweit, dass bei der Parlamentswahl im Oktober 2002
jede Gruppe nationalistische Politiker wählte. Die kroatischen
Nationalisten erklärten die kroatischen Regionen der
bosnisch-kroatischen Föderation für autonom erklärten.
Somit besteht Bosnien nun nicht mehr aus zwei, sondern eher
aus drei Teilen.
Seit Ende
des Krieges ist es also nicht gelungen, die Volksgruppen einander
näher zu bringen. Gewährleistet wird die Einheit
des bosnischen Staatsgebietes, und wohl auch der Frieden,
letztendlich durch die Präsenz eines Hohen Repräsentanten
der Vereinten Nationen, der die eigentliche Macht in Sarajevo
ausübt. Weiters durch 12.000 von der NATO gestellten
Soldaten der SFOR und durch die EU Polizeikräfte. Insgesamt
wird Bosnien also überwacht, kontrolliert und praktisch
künstlich am Leben erhalten. Denn die öffentlichen
Ausgaben werden praktisch von den internationalen Organisationen
finanziert. Bosnien ist immer noch das ärmste Land Europas.
Die Arbeitslosigkeit liegt bei 40 % und das Land leidet unter
Korruption und organisierter Kriminalität. Bosniens Grundproblem
ist die Tatsache, dass die drei Volksgruppen nicht mehr in
einem Staat leben wollen. Der internationalen Gemeinschaft
ist allerdings der unbefriedigende Status Quo noch lieber
als eine Neufestlegung der Grenzen.
Denn dadurch würde die Zerstückelung der Region
nur noch verstärkt, mit dem absurden Ergebnis, dass jede
Volksgruppe ihren eigenen Staat bekäme, und die während
des Krieges durchgeführten ethnischen Säuberungen
im nachhinein gerechtfertigt würden.
Nun
zu Serbien und Montenegro, dem mit 8 Millionen Einwohnern
bevölkerungsreichsten Land des Balkans. Seit dem Sturz
von Milosevic Ende 2000 wurden Reformen eingeleitet und Serbien
bezieht internationale Finanzhilfe und Kredite des IWF.
In
Serbien gibt es Probleme bei den Beziehungen zwischen der
Hauptstadt Belgrad, der Vojvodina, dem Kosovo und Montenegro.
In
der nördlichen Provinz Vojvodina leben 27 Volksgruppen,
vor allem Serben, aber auch Ungarn, Kroaten, Slovaken und
Rumänen. Die wichtigsten Regionalparteien, vor allem
die ungarische, fordern eine Rückkehr zum Autonomiestatus,
über den die Provinz verfügte, bevor er 1989 von
Milosevic abgeschafft wurde.
In der ebenfalls serbischen Provinz Kosovo sind 90 % der Einwohner
Albaner. Seit den NATO Angriffen von 1999 mit denen den Massakern
an Kosovoalbanern durch die serbische Armee Einhalt geboten
werden sollte, steht die Provinz unter der Verwaltung der
Vereinten Nationen. Für ihre Sicherheit sorgen die 21.000
Soldaten der KFOR. Obwohl der Kosovo rechtlich nach wie vor
zu Serbien gehört, wurden faktisch provisorische Institutionen
gebildet und die Verwaltung des Haushalts und der Steuern
an lokale Behörden übergeben. Für die albanische
Mehrheit bedeutet das, dass man sich auf die von ihnen gewünschte
Unabhängigkeit des Kosovo zubewegt. Und genau das befuerchten
die Serben, die knapp 10 % der Bevölkerung des Kosovo
ausmachen und eine neue Festlegung der Grenzen bevorzugen.
Das mehrheitlich von Kosovoserben bewohnte Gebiet würde
an Serbien angegliedert werden, und der albanische Teil des
Kosovo würde um das Presovo Tal ergänzt werden,
in dem die Albaner die Mehrheit bilden, würde aber innerhalb
Serbiens verbleiben.
In
der Zwischenzeit kümmert sich die internationale Gemeinschaft
um die Lage und es wird deutlich, warum sie den Status Quo
bevorzugt. Im Kosovo herrscht immer noch keine Stabilität,
was im regionalen Massstab deutlich wird. Eine Unabhängigkeit
des Kosovo hätte nämlich schwerwiegende Folgen.
Für Bosnien, wo auch die Serben der serbischen Republik
ihre Angliederung an Serbien fordern könnten. Und für
Mazedonien mit seiner bedeutenden albanischen Minderheit.
Mazedonien
ist 26.000 Quadratkilometer gross und hat 2 Millionen Einwohner.
Davon sind ein Viertel Albaner, die vor allem im Nordern und
im Westen leben. Und auch die könnten verlangen, einen
unabhängigen Staat zu bilden, an den Kosovo angegliedert
zu werden, oder aber mit allen Albanern der Region ein Grossalbanien
zu bilden.
2001
hatten albanische Rebellen mehr Rechte für die Albanier
Mazedoniens gefordert. Nur durch die schnelle Entsendung von
3500 NATO Soldaten konnten die Milizen entwaffnet und ein
Friedensabkommen geschlossen werden, das den Albanern mehr
Rechte einräumte. Vor allem im Bereich der Sprache und
des Schulunterrichts. Ausserdem soll der Landesname Mazedonien
geändert werden. Seit 1991 ist man in Griechenland der
Meinung, der Begriff „Mazedonien“ sei seit Alexander
dem Grossen Teil des griechischen Kulturerbes.
Nun wird deutlich warum die EU darauf bestanden hat dass Montenegro
mit Serbien zusammenbleibt und auf eine Unabhängigkeit
verzichtet. Man wollte eine unaufhörliche Zerstückelung
Jugoslawiens vermeiden.
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